Die Leute fragen mich immer wieder:
Die Arbeit beginnt zunächst mit einer Idee. Egal, ob es eine Melodie ist, die man gerade im Radio gehört hat oder einfach nur ein Melodiefetzen, den man sich gerade ausgedacht hat: Meistens geht´s für mich erstmal zum Klavier. Da wird erstmal ausprobiert, wie und ob man die Melodie gut auf der Drehorgel umsetzen kann. Gleichzeitig kann man sich beim Spielen schon Inspiration für die Begleitung sammeln. Wenn das erledigt ist, geht es an den Computer. Dort wird das Lied Stück für Stück umgesetzt. Das ganze geschieht in einem amerikanischen Kompositionsprogramm:
Dieses Programm ist natürlich nicht speziell für die Drehorgel konzipiert. Es kann unter anderem für die Erstellung von ganzen Orchesterpartituren oder auch dem Komponieren von komplexeren Musikstücken genutzt werden (dazu später noch etwas). Jedoch der Hauptgrund, wieso das Programm für das Komponieren für Drehorgel geeignet ist: Es arbeitet mit dem sogenannten MIDI Format. Im Gegensatz zu den Musikformaten .mp3 oder .wav wird beim speichern der Musik auf dem Computer nicht der Klang selbst gespeichert: Das MIDI speichert (vereinfacht ausgedrückt) alle im Musiksstück verwendeten Töne, die man natürlich später mit allen MIDI-unterstützenden Programmen wieder direkt einsehen kann. Alle Drehorgeln mit eingebauter Elektroniksteuerung verwenden dieses sogenannte MIDI-Format, weil es (wie oben schon gesagt) die Töne selbst speichert und mit diesen Informationen die Ventile der Orgel ansteuern kann.
Das Programm bietet mir natürlich eine riesige Menge an Funktionen. Allerdings macht man beim Arrangieren für Drehorgeln nur von folgenden Funktionen wirklichen Gebrauch:
- Tonlängen / Pausen / Noten punktieren / Triolen
- Geschwindigkeit in bps (=BeatsPerMinute)
- Taktangabe
- Töne verbinden
- Abspielfunktion (integrierter MIDI-Player zum Vorhören des Lieds)
Natürlich kann ich auch die Lautstärke oder den Klang der verschiedenen Notenzeilen ändern (zum Beispiel das Instrument der Zeilen in Blockflöte ändern, was dem Drehorgelklang am nächsten kommt und beim Vorhören ganz angenehm klingt), allerdings wirken sich solche Einstellungen nicht auf das spätere Ergebnis auf dem Notenband aus.
Ich komponiere meine Stücke für die Drehorgel auf 3 Zeilen, um die Übersicht zu behalten. Die obere stellt meist die Melodie dar, während die mittlere für Begleitung und die untere für die Bässe zuständig sind. Wer einige meiner Stücke kennt, wird daher schon bemerken, dass das bei mir manchmal ziemlich eng werden kann. Wichtig ist auch noch, dass die Abstände zwischen zwei gleichen Noten nicht zu gering sind, weil die Drehorgel sonst zwei hintereinanderfolgende Töne als einen einzelnen, langen Ton spielt. Bei einer guten Orgel mit schneller Ventilansprache reicht bei 120 bpm übrigens eine 32tel-Note als Pause zwischen den Tönen aus. Komponiert und Arrangiert wird bei mir in der Regel übrigens in B-Dur.
Dann, nach mehreren Stunden Arbeit und einigem rumexperimentieren, was die Ausschmückung des Lieds angeht, ist das Musikstück fertig. Die drei Spuren werden anschließend im MIDI zusammengelegt,
damit es weiter verarbeitet werden kann. Zum Beispiel direkt in einer MIDI-Orgel, die das Stück im aktuellen Zustand schon spielen kann. Wer allerdings Wert auf die traditionellen Notenbänder
legt (die selbstverständlich auch vieeeel schöner zum Ansehen sind), muss noch einen Schritt weiter gehen.
Das MIDI wird jetzt per E-Mail an einen "Stanzer" geschickt. Natürlich stanzt dieser nicht mehr wie früher alles mit Hammer und Locheisen aus: Hier kommt moderne Technik zum Einsatz!
Das MIDI wird an eine vollautomatische Stanzmaschine geschickt, die anhand dieser Musikdatei die Löcher an den richtigen Stellen ins Papier macht. Das dauert dann einige Stunden...
Bis über 30m Papier und tausende von Löchern später ist es dann so weit: Das Band ist fertig und kann per Post an mich zurück geschickt werden.
Dann wird es nochmal spannend für mich: Das erste Probespielen! Wird alles so klingen und funktionieren, wie ich mir das ausgedacht habe? Ja, in der Regel schon! Nach dem erfolgreichen Test wird dann nur noch der "Erichs Drehatelier" Aufkleber (seit neuestem mit QR-CODE!) auf das Band geklebt. Und damit ist man dann endlich am Ziel des langen Weges angekommen...
Um nochmal auf das zuvor genannte Kompositionsprogramm zurückzukommen: Ich nutze es auch außerhalb der Drehorgelmusik zum komponieren. Eine kleine Hörprobe findet ihr hier.
Erich André Steiner | Pappelweg 1 | 86971 Peiting